Gesellschaft

Montag, 21. Mai 2012

STEINBRÜCK UND SARRAZIN BEI GÜNTHER JAUCH

Ich habe mir mal die Mühe gemacht – auch weil ich es für den weiteren Verlauf der Debatte für absolut sinnvoll halte – den "Wortlaut Steinbrück" aus der Jauch-Sendung aufzuschreiben.
Um die verschiedenen Standorte in der Debatte zu verstehen, hilft es die ersten Beiträge des Herrn Steinbrück nachzulesen (im Folgenden so aufgezeichnet wie akustisch verstanden). Soll also jeder aus diesen – zumindest für mein Verständnis – in ihrer erstaunlichen Deutlichkeit absolut selbstentlarvenden Statements Steinbrücks seine eigenen Schlussfolgerungen ziehen.:


https://www.taz.de/uploads/images/460x229/sarrazin-jauch-dpa.jpg

Steinbrück zur Frage nach der wirtschaftlichen Bedeutung des Euro: „Ich würde gerne auf die politische Bedeutung (des Euro) sehr viel stärker eingehen.“

„Die europäische Währung ist eine tragende Säule der europäischen Integration. Und diese europäische Integration ist ein Glücksfall für Deutschland.

Mein Hauptvorwurf ist die Geschichtsblindheit, die Geschichtsvergessenheit, die in diesem Buch zum Ausdruck kommt. Weil Deutschland dieser europäische Integration nach 1949 die Aufnahme in eine westliche Völkergemeinschaft verdankt. Den Wiederaufbau, die Demokratie – letztlich auch die Wiedervereinigung.

Weil viele Länder um uns herum gesagt haben, die Deutschen haben sich in dieser europäischen Integration so gut bewährt und haben so konstruktiv in den europäischen Gremien mitgearbeitet, das wir es zulassen, das in der zentraleuropäischen Geographie wieder ein so dicker fetter politischer ökonomischer Klotz ist.

Daraus resultieren dann aber wieder Verpflichtungen. Daraus resultiert dann eine europapolitische Verantwortung. Die läuft darauf hinaus, dass der Satz 'scheitert der Euro, scheitert Europa“ als Floskel, als Formel vielleicht unzureichend ist: Aber ich bin davon überzeugt, wenn es zu einer monetären Rückentwicklung käme in einzelnen Regierungen, dann würde die europäischen Integration um Jahrzehnte zurückgeworfen werden, es würde zu einer wahnsinnigen Dynamik von Auf- und Ab-Bewegungen der nationalen Währungen kommen. Wir hätten es mit einer Destabilisierung Europas zu tun.“


Jauch: „Warum mangelt es Politikern, wenn es um den Euro geht so oft an Ehrlichkeit und an Transparenz um den Menschen klar zu machen, worum es eigentlich geht?“

Steinbrück: „Weil wir über sehr komplexe ökonomische Zusammenhänge reden, wie man gerade auch hören konnte von Herrn Sarrazin. Die sind sehr schwer nachzuverfolgen oder zu dekodieren.
Weshalb ich auch einen anderen Einstieg wählen möchte:
Der Euro ist eine wichtige tragende Säule dieser europäischen Integration und diese europäische Integration ist in meinen Augen die Antwort auf 1945 und die Antwort auf das 21. Jahrhundert. Und beides kommt bei Herrn Sarrazin nicht vor.

Im Gegenteil, die Art der Banalisierung die in diesem Buch vollzogen wird mit Blick auf die Verantwortung Deutschlands für die Katastrophen des 20. Jahrhunderts bis hin zu einer sehr abwehrenden diskreditierenden Bemerkung auch was die deutsche Verantwortung aus dem Holocaust betrifft, die sind so geschichtsvergessen, das ich sie wirklich zurückweisen möchte.

So geht das nicht. Sondern dieses Deutschland hat eine enorme Verpflichtung aus der Integration von der es sehr profitiert hat, Verantwortung zu übernehmen in Europa und Solidarität zu gewähren. Und dabei spielt der Euro eine Rolle.

Ich bin felsenfest davon überzeugt, wenn wir zu der These kämen, das wir den Euro nicht brauchen, und sie dann ja mindestens anlegen die Notwendigkeit oder die Möglichkeit, das der Euro wieder verschwindet – (wir) also eine Rückkehr zu den ganzen Währungen haben in Europa – die Folge eine politische Re-Nationalisierung Europas wäre, unter Begleitung von teilweise sehr dumpfbackigen, sehr nationalistischen Tönen für die es in einigen europäischen Ländern sogar schon Parteien gibt. Das blenden Sie vollständig aus. Vollkommen.“

„Helmut Schmidt hat gesagt, wenn wir die Urmotive der europäischen Integration nicht gegenwärtig haben, wenn wir die deutschen Verpflichtungen aus der Geschichte des 20.Jahrhunderts nicht präsent haben, dann fehlen uns die politischen Voraussetzungen um mit der derzeitigen prekären Lage in Europa fertig zu werden.

Das ist sein Ansatz und dem stimme ich vollständig zu. Deutschland hat eine europapolitische Verantwortung diesen Kontinent oder diese europäische Union zu stabilisieren. Daraus ergeben sich Solidaritätsverpflichtungen. Wir müssen sehen, das eine Erschütterungsdynamik die Europa bei einer Infragestellung des Euro erwischen kann, staatliche und gesellschaftliche Ordnungen in Frage stellen können. So weit kann es gehen.

Wir reden nicht nur über die ökonomischen Implikationen. Wir reden über die Destabilisierung ganzer europäischer Gesellschaften. Und da sind wir in einem sehr großen Geschichtsbewusstsein offenbar auseinander.

Ich sage: Not frisst Demokratie. Armut frisst Stolz und Hoffnung bei den Menschen.

Und daraus ergibt sich eine Verpflichtung diesen Euro in einer sehr schwierigen Situation zu stabilisieren und aufrecht zu erhalten und das kommt in diesem Buch zu kurz.

Sie machen eine sehr platte ökonomistische Analyse, der ich übrigens in der ökonomischen Betrachtung der Vor- und Nachteile nicht folge. Es gibt genügend Studien die ausweisen, das dieser Euro durchaus von einem erheblichen ökonomischen Nutzen für die Mitgliedstaaten dieser Eurozone gewesen ist."

Freitag, 18. Mai 2012

FÜR GOTT UND VATERLAND - Matussek bei Maischberger

Kolumne im THE EUROPEAN
https://www.theeuropean.de/alexander-wallasch/11104-aufregung-bei-sandra-maischberger?


https://www.welt.de/img/bildergalerien/crop106322669/5730717046-ci3x2l-w580-aoriginal-h386-l0/Menschen-bei-Maischberger-Folge-351.jpg

Tumulte. Aufgebrachte Menschenmassen, die auf Menschenmassen prallen. Dumpfer Sprechgesang. Hundertschaften hochgerüsteter Polizeibeamter. Lautsprecherdurchsagen. Gezückte Messer.
Nein, nein – wir sind nicht in Bonn, und es geht auch nicht um Pro NRW, die Salafisten und Messerattacken auf Polizisten. Jedenfalls noch nicht. Die Messer, die in dieser Szene blitzen, wurden nur gezückt, um den Elfmeterpunkt im Stadion der Fortuna Düsseldorf auszustechen und mit nach Hause zu nehmen.

Die Spieler der unterlegenen Hertha aus Berlin konnten zu dem Zeitpunkt allerdings nur auf Bitten der Polizei zurück auf den Platz geholt werden, um weitere Krawalle zu verhindern. Denn die Fans hatten den Platz in euphorischem Aufruhr schon Minuten vor dem Abpfiff gestürmt. Und für die Fortuna eine heikle Situation: Würde dem Traditionsverein für die Unbeherrschtheit seiner Anhänger der bereits sicher geglaubte Aufstieg aberkannt werden können?

Im Anschluss an dieses von religiös-ekstatischen Gemütszuständen begleitete Relegationsspiel – live übertragen von der ARD – folgte „Menschen bei Maischberger“. Reißerische Überschrift hier: „Die Salafisten kommen! – Gehört dieser Islam zu Deutschland?“ Anlass der Sendung waren die Ereignisse wenige Tage zuvor in Bonn: der Zusammenstoß zwischen Anhängern der im NRW-Verfassungsschutzbericht als verfassungsfeindlich eingestuften Partei Pro NRW mit einer Mohammed-Karikaturen-Provokation und Anhängern der ebenfalls als verfassungsfeindlich eingestuften Salafisten, einer ultrakonservativen Strömung innerhalb des Islams. Salafisten, aus deren Reihen heraus 29 Polizisten verletzt und zwei weitere brutal niedergestochen und lebensgefährlich verletzt wurden.

Wie also mit dem Zusammenstoß in Bonn umgehen? Soll für die Salafistenführer verfassungsrechtlich das Gleiche gelten wie sportrechtlich auf dem Platz für die Fortuna? Kann, muss oder soll eine religiöse Gruppe verantwortlich gemacht werden für die Messerstechereien ihrer Fans? Und wen lädt man ein, um so etwas zu besprechen? Klar zunächst: einen politischen Entscheidungsträger. Die Wahl fiel auf den Talkshow-Veteranen und christlichen Politiker Wolfgang Bosbach (CDU), legitimiert für die Diskussion als Vorsitzender des Innenausschusses des Deutschen Bundestags. Der zweite Fachmann: ein ebenfalls Talkshow-erfahrener Vertreter der einheimischen Religion: Bestsellerautor des Buchs „Das katholische Abenteuer“ Matthias Matussek. Neben ihm in der anderen Ecke des hellen Talkledersofas: Michel Friedman, gewissermaßen als Anwalt oder Vertreter der zweiten einheimischen Religion, des Judentums. Die erste Bank also schon mal voll und zu ruhigeren Zeiten in der Besetzung durchaus ausreichend für eine munter plätschernde Rupperei.


https://www.berliner-zeitung.de/image/view/2012/4/16/15420762,12444914,highRes,maxh,480,maxw,480,imago57991963h.jpg.jpg

Aber darum ging es an diesem Abend nicht. Es sollte ja um viel mehr gehen: um Entwarnung oder Feststellung einer Bedrohung für die Bundesrepublik Deutschland und seine Bürger und gegebenenfalls um die Wahl der Maßnahmen, um so eine Bedrohung abzuwehren. Das zumindest war wohl Annahme und Hoffnung Hunderttausender gespannter Zuschauer. Mit am Tisch als Anwälte für den Islam: drei Muslime mit unterschiedlichen religiösen Standorten: die als dauerlächelnde Neu-Muslima irgendwo in London hängengebliebene und vergessene Ex-MTV-Moderatorin Christiane Backer, die türkischstämmige deutsche Schauspielerin Renan Demirkan, und der von „Bild“ und dem Verfassungsschutz zum „Hass-Prediger“ („Bild“) gekürte Imam Hassan Dabbagh, um den herum die illustre Runde ganz offensichtlich drapiert wurde.

Nicht nur die optischen Gegensätze beeindruckten. Schnell wurde klar, wem Maischberger in der Sendung das Füllhorn der meisten Redebeiträge zugedacht hatte: dem weiß gekleideten Vollbartträger Dabbagh. Von der Mattscheibe aus konnte man nicht sagen, ob es mehr daran lag, dass die Moderatorin offensichtlich einen Totalblackout hatte, oder schlicht von ihrer Tollkühnheit beseelt war, diesen trotz Rainer-Langhans-Kostüm so befremdlich wirkenden Prediger überhaupt eingeladen zu haben – jedenfalls verbuchte der 2009 vom Verdacht der Bildung einer kriminellen Vereinigung und von der Volksverhetzung freigesprochene Vereinsvorsitzende und Imam der Leipziger Al-Rahman-Moschee die mit Abstand meisten Sprechminuten des Abends.
Typen wie Dabbagh meint man ja sonst nur aus Afghanistan-Videos oder aus der „Tagesschau“ zu kennen. Aber vom TV aus gibt es keine Berührungsängste. Nein, Menschen wie der Imam begegnen einem nicht mal eben im Supermarkt auf ein Pläuschchen oder in der Pause im Deutschen Theater. Lässt der eigentlich einkaufen, oder lebt der selbstghettoisiert dort, wo unsereiner nicht mehr willkommen ist? Ob sie nun stimmen oder nicht: Jedenfalls werden von Anfang an alle Ressentiments bedient.

Das Positive an solchen Zusammenstellungen: Sie bieten zumindest prinzipiell die Chance, Klischees geradezurücken und festgefahrene Meinungen zu revidieren. Was ja angesichts der Messerattacken dringend nötig ist. Auf der Straße, am Kiosk und an den deutschen Wohnzimmertischen sorgte dieser Angriff auf den deutschen Rechtsstaat für Empörung. War das nun der Beginn einer schon lange prophezeiten Auseinandersetzung? Krieg der Kulturen im eigenen Land? Aber leider wurde eine mögliche Zäsur der Sprachlosigkeit an diesem Abend zunichtegemacht. Und das lag nicht allein an der völlig überforderten Moderatorin. Michel Friedman kam ganz offensichtlich nur, um ein weiteres heiter-taktisches Stück Selbstdarstellung in die Kameras zu posten. Die vergessene Moderatorin kam, um ihre neue Konvertiten-Autobiografie im unerträglichen Nena-Iris-Berben-Sprech zu bewerben. Bosbach war trotz vieler Sympathiepunkte dann doch zu routiniert. Und die Schauspielerin Renan Demirkan nervte mit stereotypen Empörungsattacken als Dauerunterbrechung.


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Nein, die Intensität in der Haltung zum Thema war nie auf demselben hohen Level. Das sollte Matthias Matussek im Verlaufe des Talks leider zum Verhängnis werden. Ein gemeinsamer Wille, ein gemeinsames Thema von verschiedenen Standpunkten aus zu durchleuchten: Fehlanzeige. Erstes Fazit: Diskutiere nur über Deutschland – über den Glauben in Deutschland – mit Menschen, die mindestens eine Haltung zu Deutschland haben. Matthias Matussek hat eine Haltung zu Deutschland. Und er hat sie bereits vor Jahren in seinem Bestseller „Wir Deutschen“ nachhaltig definiert. Aktuell kommt nun seine Haltung zur einheimischen Religion dazu. Der Mann ist Katholik. Und das ist er so gerne und mit einer Überzeugungskraft, die sein Bekenntnis „Das katholische Abenteuer“ zum Bestseller gemacht hat.

Matussek saß da nun also mit seinen beiden Herzensangelegenheiten neben Friedman auf dem Sofa. Mit Blick mal auf den Imam aus Leipzig und mal auf Bosbach. Die Muslima und Moderatorin Maischberger schlossen den Sofakreis.

„Glaube ohne Vernunft artet aus in Intoleranz. Das kann der Glaube auch nicht aushalten“, startet Matussek einen ersten kurzen Redebetrag. „Wenn wir in einem Land wie Deutschland leben und wir sind eine Minderheit, müssen wir uns an die hiesige Ordnung halten“, kontert Imam Hassan Dabbagh etwas später. Und er legt noch einen drauf, indem er feststellt: „Nicht alle Politiker sind Lügner, aber die meisten Lügner sind Politiker.“ Da kocht es bereits sichtbar in Matussek, während Friedman einfach weiter grinst, als ginge ihn das alles gar nichts an. Nicht Deutschland, nicht der Glaube, eben wie immer gar nichts außer Friedman selbst. Matussek zeigt Hochnotkörpersprache. Der Kopf so weit von allem weggedreht, wie es das Sofa gerade noch zulässt. Attitüde? Nein, aschfahles Gesicht – der Mann leidet offensichtlich. „Die Frau hat mehr Rechte im Islam als in jeder anderen Religion!“, erhöht der Imam seinen Einsatz. All-In? Klar, Frauen – da folgt natürlich Demirkans erster Wortbeitrag: „Ich war selten in einer Sendung so aufgeregt. Ich bin tief berührt. Mir klopft das Herz.“ Dann an Matussek und den Imam gerichtet: „Sie beide sind eigentlich zwei Seiten einer Medaille. (…) Zwei totalitäre Systeme, hermetisch abgeriegelte Gedanken. (…) Das Hakenkreuz ist auch so eine Ideologie.“ Ja um Himmelswillen, da kann man noch so friedlich eingestellt sein, selbst einem völlig emotionslosen Vertreter DER traditionellen Religion in Deutschland müsste da der Kragen platzen. Man ahnt bereits, wie es da in Matussek brodeln muss. Aber im Gegenteil, er setzt noch tapfer zur Gegenrede an und wird zum ersten Mal von vielen weiteren Malen von Maischberger unterbrochen: „Stop!“ Immer wieder „Stop!“, abgewinkt und in eine irgendeiner blöden Talk-Dramaturgie folgenden Richtung umgelenkt. Mit erhobenem Zeigefinger. Es ist ein elendes Trauerspiel.

Und ich bin so sicher wie lange nicht mehr: Matussek war nie so stark wie in diesem Moment. Denn die durch „Stops“ und dauernde Unterbrechungen erzwungene Sprachlosigkeit ist die Sprachlosigkeit der Straße. Der Deutschen in ihrer Gesamtheit. Was eine sofortige Identifikation, eine Solidarisierungswelle mit Matussek verhindert, ist allein die Unfähigkeit dieses zutiefst erregten und gekränkten Menschen, weiter im Wettstreit um die gewinnendste Eloquenz zu verharren. Diese Lücke füllt Bosbach. Er gewinnt die Meisterschale eines schalen Eloquenz-Wettbewerbs. Einzig deshalb, weil Matussek zu seinem alle Emotionen auf sich vereinenden Zwilling wird. Das ist kein Pathos, das ist real. An Matussek wird sich nun ausgetobt. Bei Bosbach kann dann entspannter zugehört werden.

Das ist das hohe Christentum des Matthias Matussek. Und kann es denn etwas Christlicheres geben als diesen für viele unsympathisch wirkenden Auftritt, geboren aus einer tiefen Verletztheit? Für die Sache seines Glaubens? Ganz ohne Messer und Sprengstoffgürtel? Matussek ist einer der intelligentesten Schreiber, den Deutschland hat. Ein Analyst mit den großen Emotionen eines weißen Elefanten, der sich in diesem Moment nicht zu schade ist, für seinen Glauben aufzustehen.
Warum bleibt er nicht einfach sitzen, entspannt, palavert, pudert die Zuschauer mit Zucker ein? Er hätte doch die Erfahrung, er hätte die Worte, es wäre ihm doch verdammt ein Leichtes.

Aber Matussek will nicht mehr. Er hat schlicht die Schnauze voll, so wie Millionen Deutsche – ob nun katholisch, evangelisch oder gar nichts – mit ihm. Es geht Matussek nicht um Populismus. Nicht darum, dem Mainstream nach dem Maul zu reden. Matussek ist kein Politiker, er muss keine Wahl gewinnen. Er steht hier ganz einfach unbelehrbar im positivsten Sinne für seinen Glauben, für den Glauben seiner Väter und Großväter. Für das christlich-jüdisch geprägte Abendland. Es ist sein mit weitem Abstand größter Auftritt. In einer die gesamte Runde beschämenden Authentizität. Nachhaltig. Bleibend. Nachwirkend!

Das erkennen dann viel später auch die ersten Mitdiskutanten. Backer wird nach der Sendung auf Facebook gemein behaupten, Matussek hätte sich im Anschluss an die Sendung mit Friedman geprügelt. Freunde rufen mich entsetzt an und fragen, was denn mit Matussek los war. Und ich antworte unisono: „Großartig, oder? In seiner ganzen Verletztheit doch eine wunderbare Werbung für seinen katholischen Glauben, das kann und muss ich sogar als Atheist zugeben.“

Wann war jemand zuletzt, wo es – sagen wir mal – nicht um Fußball geht, sondern um die elementaren Dinge des Lebens, für eine Sache so aufgebracht wie Matussek für seinen Glauben bei Maischberger? Darum sollten wir ihn alle beneiden.

Freitag, 11. Mai 2012

Schöner Blog! Mal was fürs Gehirn.

Philgrundsyst's Blog



Suche nach Erklärungsmodellen für Systemische Strukturaufstellungen – SySt

BITTE HIER KLICKEN:
https://philgrundsyst.wordpress.com/2012/03/04/zeit-sinn-und-synchronizitat/


BERNHARD VON GURETZKY

Freitag, 4. Mai 2012

KEIN SCHÖNER TAG ...

Freitag 16:45 Uhr. Endlich Bürofeierabend und Wochenende in Deutschland. Die Sonne scheint. Ja, das Leben ist schön. Sogar schön genug um den Mai zum echten Sommermonat aufzupumpen. Kaiserwetter. Und überall fröhliche junge Gesichter, die über 40 Jährige schon mal wehmütig machen können, wenn man nur genauer hinschaut. Ich schaue. Aber Wehmut ist die Schwester tiefer Freude, die wiederum Jüngeren verschlossen bleibt. Ausgleichende Gerechtigkeit? Ich weiß es nicht.

Aus einer offenen Kneipentür schallt David Guetta über Biergartentische hinweg auf die Straße.

https://www.youtube.com/watch?v=2gBhkJ6lEZA

Stumpfer Asphalt – obenauf ein Mädchen mit Nabelpiercing und kurzen Hosen auf ihrem Hollandrad. Ich fahre freihändig. Wie gut das tut. „Radweg am Fluss“ klingt wie ein englischer Film mit Überlänge. Ist aber nach fünf Minuten schon abgespult und führt auf eine neue Brücke zu. Stolz der Stadt. Freihängend. Betonumrandung. Frische Bepflanzungen und noch unkrautfreie Donauflusskieselwege.


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Dann völlig unvermittelt Geschrei, das so überhaupt nicht ins Bild passt: Die frischen Wohlfühlseifenblasen platzen sofort. Eine Traube Fahrradmenschen versammelt sich. Blickrichtung runter zum Fluss. Die Bauchnabelgepiercte schaut auch. „Du Scheißvotze!“ „Klatsch. Klatsch.“ Eine antwortet aufgebracht von der Brücke runter: „Sofort aufhören!!!“ Wieder von unten hoch in holprigem Deutsch: „Du alte Drecksvotze! Drecksvotze!“ „Klatsch.“ Eine Zuschauerin hält sich erschrocken die Hand vor den Mund. Zivilcouragierte zücken schon ihre Handytelefone. 110. Die ersten Meldungen werden abgesetzt.

Ich folge den Blicken nach unten und entdecke zuerst das verlassene Tretboot am Ufer. Dann etwas weiter die Böschung hoch ein Frau am Boden. Würgend über ihr der Schreier. Dunkelhaarig. Migrant. Schwarzes T-Shirt. Silberne Schrift vorne. Kettchen. Lochjeans. Schlank. Dunkelhäutig. Und so sehr Klischee, das weitere Klischees erzwungen werden. Ein Maitürke der seine viel jüngere deutsche Freundin in aller Öffentlichkeit verprügelt. Warum auch immer. Und bitteschön, was soll man da noch reininterpretieren?

Nein, der Typ ist offensichtlich trotz Trettbootfahrt bei Kaiserwetter kein verdammter Romantiker. Und die Szene macht ebenso starr wie wütend. Erst das ansteigende Röcheln löst bei den ersten Brückenguckern die Starre und offenbart den Wahrheitsgehalt eines weiteren Klischees: Es sind zwei couragierte Frauen, die zuerst den schmalen Pfad seitlich an der Brücke hinab zum Tatort eilen um sich dem migranten Wüterich entgegenzuwerfen. Das ist dann endlich auch Startschuss für alle. Wir eilen hinterher. Keine Ahnung, was uns bis dahin aufgehalten hat. Wut und Herzklopfen.

Der orientalische Flegel sieht wohl aus dem Augenwinkel was da auf ihn zukommt und lässt endlich ab. Seine Trettbootpartnerin rührt sich nicht. Er baut sich auf. Breitbeinig. Geballte Fäuste. Drohend. Dabei schreit er weiter. Sogar lauter werdend. „Du ALTE VOTZE! Siehst Du?“ Er zeigt dabei auf uns. „Siehst DU ES?“ Kurz bevor „Es“ ankommt, springt er doch noch zurück aufs Boot, das gefährlich schwankt und ein stückweit Richtung Flussmitte treibt. Die Frau setzt sich auf.


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„Polizei ist gerufen!“ ist die erste in beide Richtungen gemeinte Botschaft. Schreihals realisiert, dass sein Opfer in Sicherheit ist und reißt sich immer noch in höchster Erregung und Rage am T-Shirt. Das halbe Dutzend Helfer steht nun etwas verlegen und ratlos um die arme Frau am Boden, die noch ratloser scheint. Dicke Lippe. Geschwollener roter Hals. Panik wechselt in Verzweiflung. „Du ALTE VOTZE!“ Immer wieder hallt es in den verkorksten Maisommerhimmel. Und keiner kann es abstellen.

„Ihr Scheiß Deutschen!“ „IHR SCHEISSDEUTSCHEN!“ Ich schaue in die Gesichter der Helferinnen und ich weiß bis jetzt nicht warum ich es sagte und es klang auch erregter als gewollt und passte sich ein bisschen der Lautstärke des Bootsmannes an: „Ja, wunderbar dieses neue Multikultigefühl, ODER?“ Zwischendurch wieder vom Boot runter: „IHR SCHWEINE DEUTSCHEN!“ Eine schaut mich ganz trocken an und sagt dann mit so weit aufgerissenen Augen: „Das hat mit Multikulti überhaupt nichts zu tun. Das eine MÄNNER-FRAUEN-SACHE MEIN LIEBER!“

„Ich zeig Dich an wegen Volksverhetzung!“ Sie schaut mich erstaunt an. Dann lacht sie befreit hysterisch, zeigt mir den Vogel und fragt schnippisch, was dass denn bitte mit „Volksverhetzung“ zu tun hätte. Ich winke ab und verzichte darauf ihr zu erkläre, dass ich den Migranten und sein „IHR SCHEISSDEUTSCHEN!“ meinte und trolle mich zurück auf die Brücke zum Fahrrad. Mein Herz klopft wie nach einer Schlägerei in der 5.Klasse.

Die Idee allerdings mit der Klage wegen Volksverhetzung lässt mir keine Ruhe. Würde man damit durchkommen? Und würde das nicht ein Zeichen setzen? Aber was wäre das für eines und wem würde es was zeigen? Oder ist es doch nur eine ausgewachsene Blödheitsüberlegung aus der belämmerten Erregung heraus? Die nächste Gelegenheit es zu überprüfen kommt bestimmt. Aber dann hoffentlich nicht an so einem schönen Freitag im Mai, der sich – um noch einen schalen Witz anzuhängen – unvermittelt als ziemlich übler Brückentag entpuppte.

Donnerstag, 3. Mai 2012

ENTER IN MEMORIAM

Kolumne für TheEuropean.de
https://www.theeuropean.de/alexander-wallasch/10949-facebook-und-das-gedaechtnis


https://stadtbibliothekdormagen.files.wordpress.com/2011/06/facebook_findus.jpg

Rene: „Michael hat uns auf Facebook zum Geburtstag eingeladen.“ Alexandra: „Hmm ... gab’s da nicht ein paar lustig kommentierte Fotos vom letzten Jahr? Irgendwo zwischen dieser furchtbaren Libyen-Sache und der überfahrenen Katze? Like es doch erst mal. Zusagen können wir immer noch.“

Erleben, erinnern – vergessen. Verändert Facebook, verändert das Internet jahrhunderte alte Denkmuster? Erleben wir im 21. Jahrhundert eine radikale Veränderung der Erinnerungskultur? Oder doch alles nicht so schlimm?
Kalter Kaffee, heißer gekocht, als getrunken?

Also: Im Jahre 2016 werden voraussichtlich eine Milliarde Menschen bei Facebook angemeldet sein. Jeder Einzelne wechselte dann vom privaten in ein öffentlich gefacebooktes Hier-und-Jetzt. Zu den heute schon über 900 Millionen Facebookern kommen also täglich Tausende hinzu, die ebenfalls ohne erkennbare Not einfach aufgehört haben ihren Alltag mit ihrem individuellen Filter (Gedächtnis) zu verwalten.

Das Gedächtnis, eben jener Ort, der bisher Erlebnisse – mehr oder weniger zuverlässig und bedürfnisorientiert – in zu Vergessenes und Erinnerungswürdiges trennte.

Für bald eine Milliarde Weltbürger gilt also: Ab jetzt wird einfach nur noch abgelegt. Ja, die Speicherkapazität von Facebook und Co ist unendlich. Noch für die kleinste aufgeblasene Banalität steht ausreichend Platz zur Verfügung. Übrigens im selben virtuellen Raum, wo auch die großen Nachrichten ihren Platz finden. Erinnerungsdemokratie. Eine Konkurrenz untereinander entfällt. Relevanzunterscheidungen Fehlanzeige. So wird ausnahmslos jedes Erlebnis hingewürgt, ausgespien und als potentielle Erinnerungskotze gesichert und abgespeichert.


https://www.veeser-dombrowski.de/schule/gehirn01.jpg

Klar, dass das neue Fragen aufwirft. Beispielsweise die, wie man sich jetzt überhaupt noch an bestimmte Fragmente gelebten Lebens erinnern soll. Besitzen wir in lichten Momenten noch die Fähigkeit Erinnerungswürdiges aus dieser monströsen Datenmüllkippe herauszufiltern? Und was ist uns überhaupt noch erinnerungswürdig geblieben? Welche Funktion haben solche gefacebookten Erinnerungen?

Wie war das denn früher, als wir Phasen unseres Lebens dankenswerter Weise dem vorläufigen Vergessen übergeben konnten und auf der anderen Seite die wunderbare Fähigkeit besaßen, weit zurückliegende Wohlfühlmomente jederzeit neu mit Leben zu erfüllen?

Wer noch vor wenigen Monaten (mittlerweile hat Facebook wohl eine archiv-ähnliche Funktion mit einer Chronologie eingesetzt) versuchte, ein – sagen wir mal drei Monate altes – bei Facebook abgelegtes Erlebnis als Erinnerung zurückzuholen, der weiß wovon die Rede ist: Ein „Zurück“-Button-Geklicke stur-chronologisch über alle kommentierten und geliketen Erinnerungen hinweg, dass so verdammt an die Monotonie industrieller Fließbandarbeit erinnerte.

Erinnerungssuche. Ein elender Zeitaufwand, der früher lediglich eine Sekunde des Nachdenkens und der Konzentration verlangte. Mehr nicht. Und ganz gleich, welche noch ausgefeilteren und mit noch höherem Verwaltungsaufwand belegten Facebook-Archiv-Funktionen folgen werden, die emotionale Zuordnung könnte selbst das perfekteste System nicht übernehmen. Und wie auch soll ich mich an etwas erinnern, das ich lediglich virtuell auf dem großen PInnwand-Haufen abgelegt habe?

Die Einführung des Taschenrechners im Schulunterricht belegt längst eindrucksvoll die Abgabe von Gehirnfunktionen und Fähigkeiten. Ebenso das Word-Rechtschreibprogramm oder beispielweise die google-Suchfunktion. Letztere wird übrigens sogar von eisernen Facebook-Verweigerern nicht in Frage gestellt. Da müsste man die Verbindung ins Virtuelle schon endgültig trennen, um dieser Informationskrake zu entkommen.


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Also, was erwartet uns irgendwann, wenn wir unsere biologischen Erinnerungsspeicher samt emotionaler Sortieranlage vollständig an Facebook und Co abgegeben haben? Wer kann sich eine Win-Win-Situation vorstellen und wie könnte die aussehen?

Gerade postet Alexandra Fotos vom "ganz netten" Geburtstags-Grillabend bei Michael und bekommt schon nach 15 Minuten 37 Likes. Leider wurde dann eine Katze überfahren und nach 276 Kommentaren geriet der Grillabend in Vergessenheit.

Hier die direkte Antwort von unserem guten RA Heinrich Schmitz! -->
https://wallasch.twoday.net/stories/memory-30-segen-oder-plage-von-ra-heinrich-schmitz/

Dienstag, 24. April 2012

GOODBYE VOLKSWAGEN TRANSPORTER II

Gut, „Odyssee“ ist dann definitiv übertrieben. Denn so ein Gebrauchtwagenkauf kommt ja nicht apokalyptisch über einen. Und es waren auch keine zehn Jahre verzweifelter Suche, sondern lediglich sieben läppische Tage. Aber was in dieser Woche – immer noch getragen vom Verlustschmerz des verstorbenen Volkswagen T4 – über uns kam, war doch deutlich unerwartet.

Nach der Düstererfahrung mit dem nächtlichen Verkauf des T4 war zunächst Erleichterung die bestimmende Emotion. Und ein paar Fahrrad- und Bussrunden später starteten wir frohen Mutes unsere mobile.de, Autoscout24.de und ebay-Kleinanzeigen-Offensive, die am Ende insgesamt ein Dutzend potentielle T5 Kandidaten ausspuckte. Vom T4 zum T5. Klar, man will sich verbessern. Nicht nur für die Nachbarn, sondern vor allem um sich selbst positiv zu programmieren. Es geht doch immer weiter. Und wir werden besser!


Bild aus: https://www.bergedorfer-zeitung.de/multimedia/archive/00976/automarkt_frascatip_976988b.jpg

Was dann aber auf der Stufe zum Besseren hin geboten wurde, war haarsträubend. Die ersten fünf T5-Anbieter waren schon sprachlich kaum zu verstehen. Und sie schienen auch alle auf der Straße zu leben, wie die deutlichen Hintergrundgeräusche unzweifelhaft verrieten. Also erstmal alle Händler-Handy-Nummern gestrichen.

Die nächsten beiden Kandidaten waren die vermeintlichen Top-Angebote. Leider nicht telefonisch erreichbar, also mailten wir ihnen unser Interesse am Schnäppchen-T5. Was dann als Antwort kam, nahmen wir zunächst zum Anlass die Angebote beim Anbieter sperren zu lassen und übergaben es dann der Polizei, die aber lapidar erklärte, das kenne man schon, dass wäre halt so die gängige Masche.

Und die geht so: Die Fahrzeuge stehen laut Mailinhalt in Irland bzw. Griechenland (!). Die Autos würden uns frei Haus geliefert. Allerdings müsse man die Frachtgebühren leider schon vorher überweisen: Dass würde aber vom günstigen Preis später auch noch abgezogen. Hölle! – wer fällt auf so etwas herein?: „You will pay to the company in two deposits,a first payment for they can start and deliver the transport at your address and a second payment in cash at delivery.In case that you don't like the car,the company will transfer the money (first payment) back to your bank account“


Bild aus: https://luftkraft.blogspot.de/2010_09_01_archive.html

So verblieben also noch zwei T5 Kandidaten mit realen deutschen Telefonnummern. Der erste war schon verkauft und der zweite ging nicht ans Telefon. Also probierten wir es später noch einmal. Aber zum Teufel: schon wieder Außengeräusche – und was für welche! So, als stände der T5 mitten in Kabul. Als uns der Angerufene schreiend bittet, doch später anzurufen, er müsse gerade noch „Munition aufladen“, bekamen wir es kurz mit der Angst. Klebt Blut an unserem neuen T5?

Mir kamen diese traumatischen Bilder aus Black Hawk Down in den Sinn. Ridley Scouts Meisterwerk. Blauschwarze Farbige auf rasenden Toyota Pickups hinter provisorisch montierten öligen Maschinengewehren wie später im realen Leben die Aufständischen in Libyen. Fahren moderne Kämpfer etwa neuerdings alle T5? Was ist der Vorteil gegenüber den offenen Toyotas?

Nächster Tag. Nächster Angriff - äh Anruf. Denn sonst war ja keiner mehr auf der Liste, also eh schon alles egal. Und die Sache wendete sich am absoluten Tiefpunkt zum ersten Mal wirklich zum Guten: Wir hatten den deutschen Unteroffizier aus dem Westfälischen gestern telefonisch nur auf dem Truppenübungsplatz erwischt. Und wie das so ist: Wo Erleichterung ins Spiel kommt, keimt sofort Hoffnung. Dieses starke „Alles wird gut“-Gefühl. Sogwirkung.

Weitere Anrufe folgen. Wir schießen uns ein. Mit jeder neuen präzisen Aussage des Soldaten schließen wir mehr Frieden mit dem Kriegsschauplatz Automarkt. Irgendwann sind alle Fronten geklärt und wir machen uns auf den weiten Weg.

Die Landschaft wird immer schöner. Frühling. Lichte Anhöhen. Alte Bäume. Die Häuser aus Naturstein. Zeitlos schön. Ja, mit jedem weiteren Kilometer entfernen wir uns mehr von diesem unsympathischen Autohändler-Deutschland zurück in ein Land der Ehrlichen und Wahrhaftigen – zumindest kam es uns in diesem Moment so vor.
Denn wer lebt in so einer Gegend, schaut auf die blühenden Rapsfelder und bescheißt dann beim Autoverkauf? Unmöglich!


Bild aus: https://kiegelandfoto.com/bilder/heimat.jpg

Das Navi erkennt das Ziel. Ein paar gepflegte Häuser. Vorgärten. Die ersten frischen Geranien. Aber auch dieses liebenswerte ländliche Provisorium. Dinge auf dem Hof, die noch zu schade waren, weggeschmissen zu werden: Alte Türen. Metallrohre, ein Schaufelstil der so lange Jahre gehalten und dann doch irgendwann alterschwach in der schweren Scholle gebrochen ist. Warum wegschmeißen, wenn sich doch noch eine Bohne daran der Sonne entgegen hangeln könnte?

Ja, wir fühlen uns hier beim Bundeswehrsoldaten wie zu Hause angekommen. Thea Dorns „Deutsche Seele“ – beinahe jedes Kapitel könnte hier bewiesen werden. Gut, vielleicht nicht „Freikörperkultur“, aber „Ordnungsliebe“, „Gemütlichkeit“ und „Männerchor“ gewiss.

Nennen wir ihn „Helmut“ steht schon am Tor. Im Flecktarn. Zivil wird erst kurz vor dem Abendbrot angelegt. Nicht sehr groß der Mann, aber einladende Lachfalten um die Augen, Sommersprossen und ein Schimmer Rot im blonden, militärisch frisierten Kurzhaarschnitt. Der Wagen – logisch – frisch von Hand gewaschen. Eimer und Schwamm stehen noch bei. Die Frau werkelt im Hintergrund. Ein kurzer scheuer Gruß und sie meldet sich zum Kaffeekochen ab.

Unser mitgebrachter 'Bruder Autoexperte' kriecht mit dem kleinen Soldaten unter den T5 und jammert eine halbe Stunde lang durch. Das kommt mir auf einmal sehr autohändlermäßig vor, aber gut – ein bisschen Kontrolle scheint der Uffz ok zu finden. Jedenfalls mault er nicht. Und seine Papiere sind auch i.O., wie der Bruder Experte in einer weiteren langen halben Stunde feststellt.

Dann nickt der Checker kurz versteckt: mein Zeichen. Also führe ich die Kaufverhandlungen. Und dieser dolle Westfale zeigt sich dabei von einer bescheidenen – ja doch: ich trau es mich jetzt zu sagen: deutschen – Fairness, die man 2012 schon gar nicht mehr erwartet hätte.

Der Kaffee kommt. Und selbst die Erkenntnis, das es „nur“ Löslicher ist, kann die Stimmung nicht mehr trüben. Die Krönung ist hier das angenehme Gesamterlebnis einer ziemlich unangenehmen Woche des Suchens mit unangenehmen Kontakten zu unangenehmen Menschen. Wir haben unseren T5 gefunden!

Als wir einsteigen, steht der Soldat an der Beifahrertür und kann die Frage nach dem Rückweg nicht mehr beantworten. Er klopft sich verlegen mit zwei Fingern auf den Kehlkopf - das militärische Zeichen für Sprechprobleme. Und dann treten ohne jede Vorwarnung stille Tränen aus seinen Augen. Ich stutze kurz und klopfe ihm dann
verständnisvoll auf die Schulterlitzen.

Der Gute hatte zuvor ohne sichtbare innere Regung erzählt, dass er monatelang in Afghanistan stationiert war und das er dort erst verstanden hätte, was seine Großeltern und Eltern im Krieg wirklich erlebt hätten. Und jetzt weint er zum Abschied um seinen T5 und verfolgt uns noch runter bis zum Gartentor!

Die gute Frau kommt von hinten, winkt uns mit dem einen und legt dabei den anderen Arm um die eheliche Flecktarn-Schulter. „Lieb Vaterland magst ruhig sein, lieb Vaterland magst ruhig sein.“

Ein paar Kilometer weiter blitzen die letzten Sonnenstrahlen über eine alte Mühle hinweg, brechen sich im Seitenfenster und wir schauen. Schauen dann nochmal aufs Fensterglas und nochmal. Und uns sprachlos an, bis wir in ein befreiendes Lachen ausbrechen, das den ganzen weiten Weg nach Hause anhält.

Wir hätten aber auch gut vor Rührung heulen können, denn der Unteroffizier hat mit seinem Finger heimlich einen letzten – bis hierher unsichtbaren – Gruß an die Scheibe seines ehemaligen T5 gemalt. Im Gegenlicht leuchtet ein schiefes zwar, aber unverkennbar ein Herz, wie es sicher noch etliche hier in alte Bäume geritzt zu finden gibt. Aber sicher noch keines an einem silberglänzenden Volkswagen T5.

Mittwoch, 18. April 2012

GOODBYE VOLKSWAGEN TRANSPORTER

Was für ein Dilemma. Nach elf Jahren treuen Diensten hat der Volkswagen Transporter mit langem Radstand seinen Dienst quittiert. Der Kurzaufenthalt in der KFZ-Notaufnahme am Braunschweiger Hauptgüterbahnhof entpuppte sich nach einem traurigen Telefonat als Endstation Automobilhospiz. Unser dunkelroter Urlaubsbegleiter, Baumarkt-Kumpel, unser Familien-Markenzeichen liegt im Sterben, teilte der freundliche, aber ebenso hilflose KFZ-Werkstättler mit.

Er könne gerne noch auf seinem Hof stehen bleiben, die Stilllegung stände ja sowieso unmittelbar bevor, erklärte er noch empathisch. Ich schaue Frau an, Frau schaut mich an. Hätten wir ihn besser pflegen müssen? Haben wir ihn hingerichtet, vernichtet, getötet? Oder sind 17 Jahre doch ein gutes Alter? Ist 17 Jahre für einen Volkswagen Bus so wie 90 Jahre für ein Menschen oder doch viel weniger? Dagegen spricht: ab 30 Jahren gilt ein Automobil als Oldtimer. Wir haben unseren vierrädrigen Freund also in seinen besten Jahren aufgegeben. Die Kinder sind mit ihm groß geworden. Ja, selbst auf Google-Earth steht er wie ein treuer Hund vor unserem bescheidenen Heim.



Wie oft bekommt google-earth eigentlich ein update? Das kann keiner so genau sagen. Schmerzliche Jahre der Erinnerung stehen uns also bevor. Und sich so einfach auf die Schnelle mit einem Neuling trösten ist unsere Sache nicht. Aber wir müssen ja fahren. Irgendwo hinfahren. Immer weiter fahren. Klar, wir können es hinausschieben und noch eine Weile zu Fuß gehen oder Fahrrad fahren. Aber wir können den Neuanfang nicht vermeiden. Also gehe ich auf mobile.de und schreibe die Todesanzeige. Und ich bin sogar so pietätslos, noch Kapitel aus seinem bitteren Ende zu schlagen. Die Scham ist dafür wohl doch nicht groß genug.

Als ich vom Leichenschmaus ermattet vom Computer aufstehe, klingelt bereits das Telefon. Und es wird nicht kondoliert, es wird erbittert gefeilscht. Und das bleibt auch die nächsten Stunden so. Die Leichenschänder riechen das Schnäppchen. Einer ist besonders aufdringlich und möchte jetzt gleich aus Hamburg kommen. Die deutsche Stimme erklärt, er würde unseren Kumpel nach Afrika verschiffen. Der Zustand wäre ihm völlig egal, die Afrikaner würden sich die Fahrzeuge selbst zurecht machen. Oder ob ich lieber noch die einhundert weiteren Anrufe der türkischstämmigen Kollegen abwarten will. Die würden nämlich „auf sicher“ noch kommen. Das überzeugt mich nicht, aber die Aussicht eines Gnadenbrots für unseren Langen in Afrika – also irgendwie sogar so etwas wie ein Charity-Gedanke – hat Überzeugungspotential.

Frau warnt noch: „Muss das denn wirklich so auf die Schnelle sein? Und noch dazu fast in der Nacht?“ Aber der Hamburger hat sich schon auf den Weg gemacht und ich telefoniere noch mit der Werkstatt am Hauptgüterbahnhof. Der Meister dort ist so freundlich und fährt unser Baby ganz vorsichtig vor die Tür, er hätte ja nun Feierabend und könne nicht warten. Der Schlüssel läge auf dem Vordereifen und die Papiere im Handschuhfach.

Hamburg ruft von der Autobahn an. Im Halbstundentakt. Ich lass mich von meiner alten Mutter vor die Werkstatt fahren. Es ist 22 Uhr – die Nacht beginnt in Braunschweig und noch mehr hinterm Lidl Helmstedter Straße. Die Zeit der Dunkelheit. Wir warten unter der einzigen Straßenlaterne. Mutter und ich. Wie früher. Aber wir nehmen uns trotzdem nicht an die Hand. Autos fahren schnell an uns vorbei. Manche immer wieder. Irgendwo am Ende des Weges muss es ein Privatetablissement geben. Oder einen gut frequentierten Drogenumschlagplatz. LKW’s pausieren mit zugezogenem Fahrerhaus. Durch fahlbeleuchtete Fabrikfenster sieht man Pappkartons monoton über blaue Fließbänder rollen. Hier ist es spürbar kälter, als in den heller beleuchteten Ecken der Stadt. Logisch ist das allerdings nicht zu erklären. Es muss also auch etwas mit einer inneren Kälte zu tun haben.

Dann biegt endlich ein Wagen mit HH um die Ecke. Die Hansestädter sind endlich angekommen. Und der, der vorher perfekt deutsch telefonierte, spricht plötzlich mit osteuropäischem Dialekt. Man kommt zu zweit, logisch, einer muss ja nachher mit dem HH-Automobil – ein schäbiger Opel Corsa in Silber – wieder zurückfahren, während der andere unseren roten Liebling besteigt. Grob fassen sie ihn an, reißen an seinen Innereien. Autosklavenmarkt! Dort wäre dies und dort das nicht in Ordnung. Beide reden wild durcheinander, einer gibt Vollgas aus dem Stand, der andere fummelt am Vergaser. Mutter bekommt Angst, die polnischen Gesichter werfen lange Schatten.

Mutter wird es zu viel. Sie flüchtet in ihren Smart und verriegelt die Türen, als ich in den Corsa steige um den Papierkram zu erledigen. Beifahrerplatz. Der Fahrer schreibt die Daten aus dem KFZ-Brief in irgendeinen ominösen selbstgemachten Kaufvertrag. Sein Kollege sichert breitbeinig die offene Beifahrertür. Jetzt gibt es kein Entkommen mehr, auch nicht, als die vereinbarte Verkaufssumme überraschenderweise wieder vakant wird. Dann ein spitzer Schrei aus dem Smart. Später erzählt die Mutter, sie hätte gedacht, der eine Bursche hole einen Knüppel aus dem Kofferraum um mich zu erschlagen, aber es waren dann doch nur die roten Kennzeichen für die Überführung.

Nach endlosen Minuten bezahlen die beiden die verminderte Summe mit einem Haufen gebügelter Zehneuroscheine. Aber mir ist schon alles egal. Ich zähle auch nicht mehr nach. Hier und heute an diesem Ort hätte ich auch Monopoly-Geld genommen. Hauptsache weg. Der mit dem vermeintlichen Knüppel geht nochmal rüber zum Smart um sich zu verabschieden. Aber Mutter lässt die Tür verschlossen und starrt eisern aufs Lenkrad. Auch noch als er klopft und dann zu seinem Kumpel rüberlacht. Ich dränge ihn ab und als er grinsend zum Transporter rübergegangen ist, findet Mutter den Sicherheitsabstand endlich ausreichend mir die Beifahrertür zu öffnen und rast in einem Affenzahn hinüber ins Licht der Stadt, als wäre ihr kleiner Smart kein Smart, sondern ein sprintiger Porsche.

Hoppsa Hopps, die Bordsteinkante muss dran glauben, ebenso das kleine Rasenstück. Nun kann ich mir das Lachen kaum noch verkneifen. Unendliche Erleichterung. Aber Mutter findet das alles überhaupt nicht so lustig. „Heute Abend verriegle und verrammle ich die ganze Wohnung!“ erklärt sie schrill, aber auch ein bisschen um ihre chaotische Fahrweise zu überspielen. Ich bin mir dabei ziemlich sicher, dass sie mich so bald nicht mehr auf eine Autobeerdigung begleiten wird. Sie lehnt dann sogar brüskiert die 50 Euro ab, die ich ihr aus Dankbarkeit und für Sprit etc. in fünf Zehneuroscheinen direkt vom Stapel in die zittrige Hand drücken will.

„Von dem Geld nehme ich nichts!“ erklärt sie aufs äußerste empört und tritt dann erschrocken auf die Bremse, als sich mein vertrauter Volkswagen-Kumpel mit einem winkenden Fahrer hinterm Steuer an uns vorbeidrückt und in eine ungewisse Zukunft fährt. Mit Genugtuung registriere ich das so vertraute Bocken, als der böse Hamburger hochschalten will. Goodbye Volkswagen Transporter, ich wünsche Dir sonnige Zeiten. Und: I bless the rain's down in A-a-frica!

Samstag, 14. April 2012

AM ENDE DER ROTEN FAHNENSTANGE – LINKS, ZWO, DREI, VIER ...

Der Artikel im SUBWAY:
https://www.subway.de/aktuell/shortnews/artikel/subway-kolumnist-a-wallasch-ueber-die-lage-der-braunschweiger-linkspartei-am-ende-der-roten-fahnenstange-14431.html


Die Linke hat Probleme. Unlösbare? Ich glaube ja. Und das hat überhaupt nichts mit dem aktuellen Abgang von Gesine Lötzsch zu tun, sondern viel mehr mit der Parteibasis. Mit der in den alten Bundesländern sogar noch mehr, als mit der in Mitteldeutschland. Für ein Selbsterlebnis lohnt ein Besuch bei den Linken in der West-Provinz. Buxtehude, Bielefeld, Braunschweig.


Auf dem Braunschweiger Kohlmarkt – Gleich kommt Gregor!

Die Braunschweiger Linkspartei zählt um die einhundert Mitglieder. Aktiv sind davon ca. 15-20 Mitglieder. Für die verbleibenden ist Basisarbeit keine Option. Ein Verhältnis, das bei den etablierten Mitbewerbern nicht viel anders ist, aber für die Linke gilt – schon allein der Anzahl wegen – noch einmal mehr, was zum großen Erfolgsrezept der Piraten wurde: Aktionismus, öffentliche Präsenz, „draußen Meinung machen“.

Der große Vorteil der Piraten: Themen werden automatisch über das Internet generiert. Und vor allem: Die größere Gruppe der Unterstützer und Sympathisanten besteht nicht einmal aus Parteimitgliedern. Die Linken müssen ihre Stimmungsmacher aus den eigenen Reihen requirieren. Das ist mühsam. Noch mühsamer in einer 250 Tsd. Einwohner Stadt bei 100 Mitgliedern von denen eh nur 20 aktiv sind und die zudem eh an Überalterung leiden.

Mein Nachbar ist – ich glaube das war 2007 – im Zuge der Euphorie rund um die Fusion von PDS und WASG in die neue Linkspartei eingetreten. Da hatte er noch keine Arbeit. Und im Vergleich zu den anderen Arbeitslosen hier im Viertel sah man den jungen Burschen plötzlich tatsächlich und regelmäßig Samstagsmorgens ohne Not um 8 Uhr mit Thermosflasche in den Bus Richtung Innenstadt zum Stand der Partei fahren.

Der Eindruck hätte damals sein können: Ein Arbeitsloser, der nicht frustiert und desillusioniert auf sein Hartz4 wartet, sondern auch politisch an seiner Situation arbeitet. Ob die Ursache für seine Misere nun im bösen kapitalistischen System zu finden war, sei mal dahin gestellt, aber der Kerl tat was. Mühelos reihte er sich in die – nennen wir sie mal – Altkader ein und trug sogar die knallrote Signalweste oder ließ sich vor Wahlen beim endlosen Verteilen von Rotpapieren – so viele Verteiler stehen ja nicht zur Verfügung, da bekommt jeder Willige ein besonders großes Areal zugeteilt – sogar von der Nachbarschaft belächeln und beschimpfen.

Ja, ich hatte großen Respekt vor diesem Nachbarn., Das hat mir wirklich imponiert, wie der in der Parteiarbeit aufging. Das hatte wirklich etwas Überzeugendes. Und die Sache wirkte ja auch! Diese Selbstdisziplinierung übertrug sich irgendwann auf seine Gesamterscheinung. Und wie es dann zustande gekommen war – ich weiß es nicht, jedenfalls hatte er irgendwann einen festen Job. Es gab selbstverdientes Geld, regelmäßige Arbeitszeiten und an einem sonnigen Tag erzählte er mir stolz, dass er nun auf seiner Arbeit so etwas wie eine
Schichtleiterfunktion bekommen hatte. Eine Vertrauensstellung!

Als ich ihn allerdings fragte, wie es denn mit der Parteiarbeit aussehen würde, zuckte er nur mit den Schultern und erklärte, „Ach die, das bringt doch alles nichts.“

Einer weniger von 100. Und kein Einzelfall. Sinkt die Mitgliederzahl im PDS-Stammland „Neue Bundesländer“ hauptsächlich durch Sterbefälle/Überalterung , sieht es im WASG Land (wer kannte die Jungs um Klaus Ernst eigentlich vor der Vereinigung der beiden Parteien?) düsterer aus.
Der Spiegel berichtete, das im Westen Austritte und Parteiwechsel verantwortlich sind. Gysi klagte, der Zustrom aus der SPD und den Gewerkschaften – wohl lange Zeit eine zuverlässige Auffrischung – sei sogar völlig zum Erliegen gekommen.

Und wer sich mal die Mühe macht an seinem Standort die Basis der Partei Die Linke anzuschauen, der hat den Grund auch schnell herausgefunden. Die Vitalisierungsrichtung – dieses von unten nach oben delegieren – stimmt nicht mehr. Hat eigentlich nie gestimmt. Da ist es fast ein bisschen so, wie mit dem Golfstrom in der Klimakatastrophe: Alle warten nur noch paralysiert auf den kritischen Punkt, der alles zusammenbrechen lässt. Aus die rote Maus.

Dabei sind die alten Hasen an der linken Westfront gar nicht so inaktiv. Das sind ja nicht alle, wie mein junger Nachbar Leute, die neu in Anstellung sind und deshalb keine Notwendigkeit an der politischen Arbeit mehr sehen, Die „Opfer des Systems“, die Hartz4ler sind immer noch da. Und immer noch wütend. Und die politischen Rentner haben ja auch alle Zeit der Welt und sind so wenig Musikantenstadl wie nie zuvor. Warum also überlässt man die Wut den Wutbürgern, den Parteilosen und Piraten?

Ja doch, das wirkt immer sympathischer, wenn man Wut den jüngeren Freibeutern überlässt. Wer erinnert sich nicht an die Fernsehbilder wütender Alter, die Bäume umringen und Bahnhöfe umstellen, mit einer irgendwie fast peinlichen Energie, als wären sie tatsächlich Unsterbliche und sahen doch so altbacken aus. Auf mich wirkte das immer wie ein Raubzug am Leben. Wie so ein oller Wunsch, noch über den Tod hinaus – wenn nicht die ganze Welt, dann doch wenigstens die kleine Welt um einen herum nachhaltig verändern zu wollen. Ach Quatsch – verändern zu müssen! . Wie eine innere Zwangshandlung. Für andere. Für Jüngere. Und so besserwisserisch und unangenehm anzusehen.

Dahinter immer der unappetitlich vergreiste Gestus der 68er. Und es war ja zu allen Zeiten so: Ehrlich ist die Jugend, denn sie tut es für sich selbst. Für ihre eigene Zukunft. Es stimmt: Wer in der Jugend nicht Kommunist war, der ist später kein guter Demokrat – Wer hat's gesagt? Matussek? Ich hab's vergessen.

Aber es stimmt ja. So sitzen dann also die Rentner der Partei im grellen Sonnenlicht zwischen den jungen Partypiraten die noch alle Zukunft vor sich haben: Die großen orangenen Fahnen wehen vor dem Schloss. Elektro-Musik schallt aus Lautsprecherwagen. Das ist kraftvoll. Das ist geil. Das macht Spaß und ist doch politischer als nur Spaßpolitik. Und da fallen Oma und Opa von gestern nicht einmal mehr auf. Aber das ist es eben auch: Sie fallen nicht einmal mehr auf.

Also auch aus der politischen Wahrnehmung. In der großen neuen Wirklichkeit, dem Internet ist das alles noch viel schlimmer vollzogen. Da sind die Linken keine Natives. Da fallen die wenigen Verbliebenen auf, weil sie die neue Sprache noch weniger gut sprechen als sie vor dem Schloss irritiert schweigen. Eine einzige große Unsicherheit. Ihre Beiträge sind dann entweder zu laut, zu leise und am Ende melden sie sich gar nicht mehr zu Wort. Das Internet ist alles andere als Links.

Und seit Facebook dort das Regiment über 850 Millionen User übernommen hat, ist da Internet in Privatbesitz übergegangen. In den Privatbesitz weniger Menschen. Der Internet-Imperialismus ist abgeschlossener, als es der Weltliche jemals war. Und das in einer Machtfülle, die sich für das reale Leben niemand hätte vorstellen können. Und so wird dann auch das Schicksal der Piraten zyklisch zu Ende gehen. Aber nicht gleich. Nicht heute. Sondern viel viel später. Dann, wenn die alten Linken längst Geschichte sind. Oder nicht einmal mehr das, sondern einfach Vergessene.


Da staunt der Braunschweiger, was der Gregor alles an neuen Ideen mitgebracht hat.

Die Jungs und Mädels mit der Augenklappe werden vor ihrem eigenen Ende noch viele Kreisverbände der Linken zu Grabe tragen. Dieser Schmelztiegel des linken Gewissens von 2007 ist schnell gestorben. Weil von Anfang an der Wille zum Überleben fehlte. Man hing am Tropf von Gysi und Lafontaine. Und die beiden wussten das genau. Das hat ihre alten Gesichter in stillen Momenten auch immer verzweifelter gemacht.

Was waren das für denkwürdige Zusammentreffen, wenn die beiden alten Konvertiten aus den ganz großen Parteien (SPD/ SED) in Braunschweig aufmarschierten. Immer extra ein bisschen zu spät. Immer in großen Limousinen. Immer mit Schutzmännern. Immer sehnlicher erwartet von den tapferen einhundert rotgeschmückten Rotgardisten und ein paar zufälligen Passanten. Und da versammelte sich dann die Schar der Energielosen aufflackernd im Sonnenschein der Bundesvorsitzenden. Was für ein Erlebnis. Aber der Wachzustand der Erweckung blieb folgenlos.

Die Energie der einhundert Alten war in 40 Jahren BRD-Grabenkämpfen am selben Platz verpufft. Wer heute älter als 40 ist erinnert sich noch gut an die jungen hageren Studentenburschen, die sich Samstag für Samstag vor ihren Büchertischen vom satten Rest der Wirtschaftswunderdeutschen beschimpfen lassen mussten. Ja! Das sind hier im Westen die Rentner von heute in den roten Signalwesten, die hochschauen zum Anwalt aus dem fernen Osten und dem Konvertiten aus der SPD-Führung.

Joschka Fischer war nie in Braunschweig. Sein linker Büchertisch vor Opel stand auch nicht lange. Das war ihm richtig peinlich damals. Eine Weile später gab er ein bisschen damit an. Heute nicht mehr. Aber Fischer hatte die Kraft, die grünen Piraten von damals zu penetrieren und ist dann erfolgreicher gewesen als jeder andere Büchertischler der alten Bundesrepublik. Ja, er war jung! Und schlank.

Das sind seine Ex-Genossen, die sich mit der PDS vereint haben beides längst nicht mehr. Und sie sind nie bis nach Berlin gekommen. Nicht einmal über Ihren 50 Jahre alten Büchertisch hinweg. Und deshalb werden sie auch in Braunschweig beerdigt. Wie die Büchertischler im Rest der Republik. Jeder für sich. Das Ende der roten Fahnenstange. Still und leise. Und leider auch schon bald.

Und zum nostalgischen Nachlesen noch ein Bericht aus der Provinz (damals noch mit positiverer Prognose nach hinten raus):
https://www.prager-fruehling-magazin.de/article/327.an-der-basis-gibt-8217-s-hausgemachtes.html

Donnerstag, 12. April 2012

MATTHIAS MATUSSEK im INTERVIEW

https://www.subway.de/aktuell/shortnews/artikel/matthias-matussek-im-interview-tschuess-sie-alter-gauner-14416.html
matussek-Wallasch-

„TSCHÜSS, SIE ALTER GAUNER.“
Der heilige Zorn des Matthias Matussek


Anne Will fragte unlängst: „Hat die Kirche noch Antworten?“ Und wetten, dass Matthias Matussek, Deutschlands Vorzeigekatholik Nr.1, auf der Einladungsliste stand? Wette gewonnen.
Ein wenig abgeschmackt allerdings die tagesaktuelle Relevanz des Themas: Seehofer und Wulff hatten sich zur inneren Reinigung auf Zeit in Klöster verabschiedet. Und warum Matussek bei Anne Will saß, erklärt nicht nur sein aktuelles Buch „Das katholische Abenteuer“, sondern schon nach 15 Minuten auf Sendung seine erste von weiteren Verbalexplosionen, als er die Populärpsychologin Angelika Kallwass aufgebracht fragt, ob sie denn „irre“ sei, Hitler und Gott in einem Atemzug zu nennen.

Warum tut sich das jemand an, der schon fast alles erreicht hat, was ein Journalist in Deutschland erreichen kann? Was treibt erfolgsverwöhnte Männer um, in ihrer zweiten Lebenshälfte so zornig zu werden, wie unlängst – noch um ein Vielfaches medienwirksamer – Nobelpreisträger Günter Grass?

Moment, Grass ist eine ganz andere Sache, Grass war ja nicht zornig, sondern berechnend, und zwar berechnend antisemitisch, so berechnend wie Ahmadinedschad, der ihn wahrscheinlich demnächst ehrenhalber einbürgern wird. Nö, mir ist schlicht wegen Heiner Geissler der Kragen geplatzt bei Anne Will.

Die ehemalige DDR 1989/90 zur "Stunde Null" („Palasthotel“), vernachlässigte Väter im deutschen Geschlechterkampf („Die vaterlose Gesellschaft“), eine Liebeserklärung an Deutschland („Wir Deutschen“) und im vergangenen Jahr dann eine solche an den katholischen Glauben („Das katholische Abenteuer“) – Himmel noch einmal, geht's nicht mal etwas ruhiger, müssen es immer die ganz großen Themen sein – gar keine Sehnsucht nach der „Geliebten zwischen Strand und Dschungel“, Ihre wunderbare Brasilien-Liebeserklärung?

Doch, große Sehnsucht nach Rio, immer wieder. Aber ich mische mich gerne ein, das ist doch der Motor für jeden Journalisten. Oder sollte es sein. Und ich habe Grundüberzeugungen, für die ich mich gerne ins Getümmel werfe. Karrierefördernd ist das nicht. Karrierefördernd ist Überzeugungslosigkeit.

Was erfordert in Deutschland mehr Mut, ein Bekenntnis zum Vaterland oder eines zum katholischen Glauben?

Das ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen ins gesellschaftliche Abseits, würde ich sagen. Beide Themen sind „pfui“ in unserer dauerironischen Abgeklärtheit. Allerdings liegt das Glaubensbekenntnis dann doch vorne, das ist absolut uncool.

Anne Will und Matthias Matussek – fast schon eine Zweckgemeinschaft? Was macht die Win-win-Situation aus?

Ich mag Anne Will. Ich fand es schade, dass sie ihren Sonntagsplatz räumen musste. Aber ihre jetzige Sendung hat auch sehr gute Quoten. Was sie an mir schätzt? Mein Aussehen, ist doch klar (lacht).

Auf Ihrer Facebook-Seite haben Sie erstmals nach einer Anne-Will-Sendung mit Ihrer Beteiligung eine persönliche Nachlese veröffentlicht. Wie ist dieser Aufklärungsbedarf entstanden?

Nein nein, die anderen hatten Bedarf. Die einen fanden mein, sagen wir: energisches Auftreten prima, die anderen nicht. Ich habe mich erstmal in Grund und Boden geschämt. Aber dann dachte ich mir: So what? Jedes Mal nehme ich mir vor, so sympathisch zu sein wie Giovanni di Lorenzo. Nie klappt das, keine Ahnung wieso. Aber jetzt fällt mir auf: Es liegt an Geissler, ist doch logisch.

Auf Ihrer Seite in dieser Sendung: Historiker Arnulf Baring, der gefühlt noch häufiger als Sie in deutschen Talk-Shows auftritt und diesmal überraschend als Bruder im katholischen Geiste vorstellig wird. Kann es sein, dass zu den wahren Verteidigern des katholischen Glaubens auch erstaunlich viele Nichtkatholiken gehören?


Ja. Die schlimmsten Gegner des Katholizismus sitzen in der deutschen katholischen Kirche. Wenn sie noch hingehen. Sie konzentrieren sich auf den Kampf gegen den Papst, gegen die Dogmen, gegen die Formensprache und Tradition der Kirche. Sie sind auch mehrheitlich nicht mehr in der Lage, das Credo zu beten: „Auferstehung der Toten und das ewige Leben“, da winken die meisten ab. Wahrscheinlich soll das auch reformiert werden.
Baring dagegen hat ein Sensorium für die letzten Fragen, für Ritual und Tradition. Er war in der Sendung der einzige, der zu „Transzendenz“ und „Vergebung“ Wesentliches zu sagen hatte.

Bei Anne Will Ihnen gegenüber Heiner Geißler, den Sie in Ihrem Buch „Das katholische Abenteuer“ ordentlich abwatschen. Hatten Sie während der Diskussion das Gefühl einer unversöhnlichen Retourkutsche? Und wie begegnet man sich vor und nach der Aufzeichnung?

Ja, das geistige Oberhaupt der Reformkatholiken ist der unermüdliche Attac-Kämpfer Heiner Geissler, der sich als eine Art Bauchredner Jesu versteht. Er hat ja auch in der Sendung gesagt, dass er ohne Sünde ist, zumindest in den letzten zehn Tagen, und das ist schon ein göttliches Attribut: sündenfrei zu sein.
Nach der Sendung waren wir gemütlich miteinander. Er hat sich verabschiedet mit den Worten „Tschüss, Sie alter Gauner“.

Ebenfalls auf der Ihnen gegenüberliegenden Seite der Runde Autor Andreas Altmann („Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend“), der sich auf dramatische Weise als Opfer der katholischen Kirche beschreibt. Was ist denn nun die Ausnahme, Ihr katholisches Abenteuer oder das des Andreas Altmann?

Altmanns. Hoffe ich. Er ist schwer gezeichnet. Ich habe ihm in der Sendung ja auch gesagt, dass ich Mitleid mit ihm habe, und das hab ich ernst gemeint. Diese Kindheit, die er erlitten hat, muss die Hölle gewesen sein. Oder er hat sie gut erfunden.

Was war da mit Ihnen und Angelika Kallwass los, die ebenfalls auf der „anderen Seite“ saß? Wie sinnvoll ist es die "Vertreterin der Populär-Meinung" so hart anzugehen?


Na ja, wenn sie die Kirche als bedeutungsloses Event bezeichnet, und die Unterwerfung unter Hitlers Mörderbande mit dem Gehorsam Gott gegenüber vergleicht – unter Hitlers Opfer waren viele gesetzestreue Juden, aber auch katholische Priester – dann ist das schon irre. Es ist dieser gedankenlos hingeplapperte Atheismus, diese stolze Ignoranz religiösen Fragen gegenüber, die mich ärgert. Und dann gibt sie am Schluss noch der Kirche die Schuld am religiösen Analphabetismus unserer Gesellschaft.


Warum ist der Nationalsozialismus scheinbar elementares Element vieler wichtiger Katholizismus-Debatten?

Hitler hat die Kirche gehasst. Er wollte sie ersetzt haben durch seine Partei. Er wollte das Gewissen abschaffen mit seiner Mörderbande, und das hat zu den bekannten Leichenbergen geführt.

Teilen Sie Barings Sehnsucht nach „etwas, das das eigene Ich in seiner Begrenztheit übersteigt“?

Absolut. Mein Leben lang. Gute Kunst im übrigen lebt von nichts anderem.


"Auf Sinnsuche auf katholischem Territorium", klingt das nicht angesichts des strengen katholischen Reglements und dann doch so vielfältiger alternativer Angebote sinnstiftender Lehren und Praktiken geradezu paradox?

Nee, gerade nicht. Zwischen all den kurzlebigen Hobbykellern der Spiritualität erhebt sich doch der Dombau der katholischen Kirche sehr eindrucksvoll, und das seit 2000 Jahren.

Sie erklärten „Freiheitliches Denken braucht Rituale“. Aber wann wird ein Ritual zur Zwangshandlung?

Der Besuch der Messe sonntags ist keine Zwangshandlung, sondern die Chance zur Selbstbegegnung und der Begegnung mit dem Schöpfer. Das ist sehr erfüllend. Und befreiend. Es befreit von dem überflüssigen, sinnlosen, gereizten Alltagskram.

Wie setzt man sich in Talk-Shows am besten in Szene?

Am besten ist es wohl, allen anderen ins Wort zu fallen und das Saalpublikum gegen sich aufzubringen. Dazu sollte man möglichst einen Anzug mit Einstecktuch und ein weißes Hemd tragen.

Und hier geht es weiter:
https://www.spiegel.de/video/video-1189763.html

Mittwoch, 11. April 2012

Mission: impossible

SUBWAY-Kolumne Mai 2012
https://www.subway.de/aktuell/lebensraum/kolumnen/artikel/lobet-den-herrn-nie-in-der-sauna-14461.html



Lobet den Herrn nie in der Sauna!

Dänemark ist nicht die Malediven. Nicht einmal Griechenland oder Mallorca. Dänemark ist Urlaubsland kinderreicher deutscher Familien. Dort fährt man hin, wenn man nicht so weit fahren möchte, schon nicht mehr kann, wenn man Flugangst hat, wenn der Hund noch mit muss oder wenn die Jüngsten nach vier Stunden Autobahn anfangen zu quengeln.

Nein, Dänemark ist kein Urlaubsland für Palmenfotos zum Angeben im Facebook. Es taugt gerade einmal für ein teilnahmsloses Schulterzucken: „Ja, da waren wir auch schon mal irgendwann. Hattet Ihr auch Regen?“ Nein, hatten wir nicht. Aber dafür ging der Wagen zwei Tage zuvor kaputt und wir fuhren dann zu sechst mit einem Dacia-Logan Leihwagen gen Norden.

Das ist tatsächlich Höchststrafe. Denn da passt zwar der Hund noch mit hinein, aber eigentlich nicht mehr das Gepäck. Auf dem sitzt man dann. Unbequem. Und die Angeln von der Penny-Angelwoche kleben an den Seitenfenstern.

Ja, Penny hat einmal im Jahr Angelwoche. Lidl auch, aber die kosten mehr. Denn wenn man zur Lidl Angelwoche muss, hat man die von Penny verpasst und dann wird’s teurer. Wir fahren also zufrieden mit den billigeren Penny-Angeln und einem rumänischen Leihwagen in den Familienurlaub nach Dänemark.



Das kleinstmögliche Abenteuer, wenn man denn überhaupt noch ein Abenteuer erleben will. Die Kinder freuen sich über die dänischen Kronen. Wir freuen uns über die Gratis Mathematik-Nachhilfestunde. 1 Euro sind 7,5 Kronen.

Und die Geldstücke haben auch noch lustige Löcher. Man kann die Fünfkronenstücke an einem Bindfaden auffädeln. An der Kasse vom Netto – gibt es auch in Dänemark, das Logo ist hier allerdings ein Hund mit Korb im Maul – dauert es dann etwas länger, wenn die Kinder ihr Taschengeld erst kompliziert aufknoten und abfädeln müssen, aber wir sind ja im Urlaub, da spielt Zeit überhaupt keine Rolle.

Mein einziger Luxus werden ein paar teure Angelköder aus dem einzigen Angelgeschäft Dänemarks in Kopenhagen: 145 Kronen für 25 in irgendetwas Stinkendem eingelegte Plastikwürmer, die angeblich jede Meerforelle in jedem Fjord Dänemarks in den Wahnsinn und an den Haken treiben.

Während ich also mit den Kindern am Wasser vergeblich auf die Wahnsinnigen warte, freut sich Frau auf die Sauna. Das war ihre Luxusforderung und wir fanden tatsächlich ein Ferienhaus, das so eine kleine Holzkabine beinhaltete.

Ehrlicherweise hat hier fast jedes Haus eine. Aber ausgerechnet die in unserem sprang natürlich nicht an. Und die gute Laune der Frau dann auch nicht, also rief ich sofort die Notnummer an. Man versprach auf Dänglisch, das wer vorbeikommt und das in Ordnung bringt.

Als ich am Abend mit den Kindern forellenlos nach Ferienhause komme, steht die Tür offen und wir hören Stimmen. Eine deutsche und zwei dänische. Ich gehe ins Bad und finde Frau in der Sauna frisch geduscht mit nassen Haaren im Badetuch eingewickelt. Und auf der hölzernen Bank im gelben Saunalicht sitzen ihr zwei ältere Dänen ganz artig im Anzug mit Krawatte gegenüber.

Frau lächelt irgendwie in meine Richtung und erfragt dabei in Richtung der Herren irgendwas am defekten Saunaofen. Jetzt muss man vielleicht erklären, dass Frau nie mit Brille duscht. Ehrlichweise kann man auch sagen, sie sieht so schlecht, dass sie quasi blind duscht. Aber blind duschen ist ja nicht so schlimm, denn die Gefahr, dass einem da ein vollbeladener Dacia Logan mit Hund entgegenkommt ist verschwindend gering.

Ebenso, wie es höchst unwahrscheinlich ist, das eine Frau nur im Badetuch zwei Zeugen Jehovas mit ihren Wachturmheften die Tür öffnet, sie in die Sauna führt und bittet den Saunaofen zu reparieren. In Dänemark ist es aber doch passiert.




Ich hab dann noch überlegt, die beiden zur Ablenkung nach der besten Forellenfangstelle am Ort zu fragen, aber dann ist mir eingefallen, das ich einen Zeugen Jehovas noch nie mit einer Angel gesehen habe. Das sind Menschenfischer. Oder Sauna-Monteure, das kommt ganz drauf an, ob man gerade blind aus der Dusche kommt oder etwas genauer hinschaut.

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